Das Hofbräuhaus gehört zu den bekanntesten Wirtshäusern der Welt und dennoch dürften einige lustige Anekdoten und interessante Fakten über das Traditionsunternehmen vielen unbekannt sein. Was hat das Hofbräuhaus mit dem Glockenspiel am Marienplatz zu tun? Welche Rolle spielte König Ludwig II. für die höfische Brauerei? Wieviele Stammtische gibt es, und wie queer sind diese? Finden wir es heraus!
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Biernation Bayern
Was heute nach gottlosen Fake News klingt, war im 16. Jahrhundert bittere Realität: Bayern war noch keine Biernation und wer nicht das wenig bekömmliche Wasser aus den Stadtbrunnen trinken wollte, griff zu Wein. Oder zu Bier aus Norddeutschland. Das war allerdings teuer, da Lieferkosten, diverse Zölle und feuchtfröhliche Mönche ihren Tribut forderten.
Also veranlasste Herzog Wilhelm V. 1589 den Bau seiner eigenen Brauerei - man gönnt sich ja sonst nix ... außer vielleicht die bis dahin prächtigste Renaissancehochzeit des Reiches, von der noch heute das Glockenspiel am Marienplatz erzählt. Anyways, jetzt halt auch eine Brauerei am Hof. Die Naming-Genies der Wittelsbacher nannten es: Hofbräu.
Money, Honey!
1607 zog das herzogliche Hofbräu ans Platzl - wo das Wirtshaus noch heute steht. Etwa zur selben Zeit erbte Maximilian I. auch das "Weißbierregal", also das Recht, Weißbier zu brauen. Ein Weißbiermonopol, das der geschäftstüchtige soon-to-be Kurfürst auch gut für sich (und seine Kriegskasse) zu nutzen wusste. So auch seine Nachkommen, im 17. Jahrhundert sollen Bierverkauf- und Steuer bis zu 50% der Staatseinnahmen Bayerns ausgemacht haben.Der Märchenkönig und das Hofbräuhaus
König Ludwig II. verkauft 1872 das "Weißbierregal" nach rund 265 Jahren im Familienbesitz an den Unternehmer Georg Schneider. Ob das vernünftig war, weil die Beliebtheit und damit der Absatz von Weißbier stark rückläufig geworden war, oder Louis einfach Kleingeld für sein Geldgrab Neuschwanstein (Bauzeit 1869-1892) benötigte ... den gewonnen Platz durch die Aufgabe des Weißbier brauens konnte das Hofbräuhaus allemal gut gebrauchen.1879 lies die Brauerei unter Ludwig II. das Hofbräu Markenzeichen beim Landgericht München anmelden. Es zeigt bis heute das HB-Monogramm unter einer Krone. Kurz darauf erfolgte auch die Anmeldung beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin.
Der Bierpalast
Ende des 19. Jahrhunderts beschließt Prinzregent Luitpold wegen steigendem Tourismus die Brauerei auszugliedern und beauftragt den jungen Architekten Max Littmann das Gebäude am Platzl zum Bierpalast auszugestalten. Größer sollte der Gastbereich werden, heller und moderner. Ein Bierpalast im Stile des Historismus (Hater sprachen gar von Brezenbarock), weitgehend wie es sich noch heute präsentiert.Die Schwemme hält rund 1.000 Plätze und die urigen Maßkrugtresore bereit, weitere 2.500 Plätze finden sich in den übrigen Geschossen. Bis zu 35.000 Besucher am Tag lassen vermuten wieviel Bier aus dem Zapfhahn fließt. Charmante Eigenheit des Hofbräuhauses sind die Stammtische: Über 120 gibt es wohl, für Handwerker, Trachtengruppen, Taxler, die "Gmiatliche Mittwochsrundn" und natürlich auch mindestens ein queerer Stammtisch ist dabei.