Die Residenz ist nicht nur historisches Herzstück Münchens, sondern auch ein beeindruckendes Zeugnis für den Wiederaufbau und heute ein lebendiger Kulturort. Vom Weihnachtsmarkt, über spannende Lichtskulptur, ist die ehemalige Wirkungsstätte der Wittelsbacher mehr als nur Aufbahrungsstätte der Vergangenheit. Trotzdem fehlen natürlich Spuren des (queeren) Märchenkönigs Ludwig II. auch hier nicht.
Die Residenz ist Herzstück der bayerischen Landeshauptstadt und aus drei Gründen einen Besuch wert: Erstens ist sie Dokument von vier Jahrhunderten politischen und baulichen Wirkens der Wittelsbacher. Von hier aus organisierte die Münchner Herrscherfamilie die Gegenreformation, hier erhielten sie die Kurwürde und schließlich proklamierte Max I. Joseph 1806 an diesem Ort das Königreich Bayern. Jede neue Generation hat den Gebäudekomplex erweitert, ohne den alten Bestand abzureißen. So kann man hier von der Renaissance, über Barock und Rokoko bis zum Klassizismus das feinste der jeweiligen Kunstepoche bewundern, was die ehemalige Residenzstadt zu bieten hat. Zweitens ist von herausragender Bedeutung der Wiederaufbau der Residenz, nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. Von über 23.000 qm Dachfläche sind gerade mal 50 qm übrig geblieben – erst nach vier Jahrzehnten war die Residenz 1985 wieder zum größten Teil hergestellt. Nach dem ganzen Aufwand ist dieser Ort heute lebendiger als jemals zuvor, was mich zum dritten Aspekt führt: Heute ist die Residenz einer der größten Museumskomplexe Bayerns, mit 20.000 m2 Fläche, zehn größtenteils öffentlich zugänglichen Höfen, 130 Stil- und Sammlungsräumen des Residenzmuseums und natürlich der Bayerischen Staatsoper nebst Residenztheater.Ein bisschen Märchenkönig im Münchner Zentrum
Von außen könnt ihr die Residenz ohne Schlange stehen und Eintrittspreis begehen. Am spannendsten sind dann sicherlich die Innenhöfe, die auch immer wieder mit Veranstaltungen aufwarten. So findet im Dezember ein großer Weihnachtsmarkt im Kaiserhof statt.An jenem Ort kann man aber auch ein bisschen König Ludwig II. erleben – der sich bekanntlich nicht so gerne in München aufgehalten hat. Aber wenn, hatte er hier auf dem Dach des Festsaalgebäudes, mit Erker in den Kaiserhof einen phänomenalen Wintergarten installiert. Hier hin zog er sich am liebsten zurück, wenn Regierungsgeschäfte seine Anwesenheit in der Landeshauptstadt erforderten. Über jenen Wintergarten wird spektakuläres berichtet: Es gab einen 269 qm großen, beheizten See auf dem sich seine Hoheit gondolieren lies. Einen Wasserfall nebst gemalten Riesenpanoramas des Himalaja-Massivs, ja, angeblich sogar eine Regenbogenmaschine - Queer King Realness. Bereits eine Woche nach König Ludwigs II. Tod wurden diesem wundersamen Ort Stecker und Stöpsel gezogen. Zu aufwändig und wenig ausbalancierte Kosten-Nutzen-Rechnung, fand Prinzregent Luitpold.
Bespielte Innenhöfe: Kulturprogramm der Residenz
Der schmale, achtseitige Brunnenhof ist ebenfalls einer der größeren Höfe der Residenz, der seinerzeit als Kutschenauffahrt diente. In den Sommermonaten dient er als Open-Air-Location für die Brunnenhofkonzerte von unterschiedlichen Veranstaltern. In dem historischen Ambiente werden vor allem klassische Konzerte aufgeführt, aber auch Rock und Popveranstaltungen.Vom Brunnenhof aus findet man beim Übergang auch den Eingang vom Cuvilliéstheater. Es ist eine Spielstätte des Residenztheaters. Es wird aber auch als Museum sowie für zahlreiche andere Veranstaltungen verwendet, und gilt als eine Münchner Rokokoperle aus der Feder des namensgebenden, damaligen Hofarchitekten François Cuvilliés. Die Hauptspielstätte des Residenztheaters (Bayerisches Staatsschauspiel) findet sich allerdings am Max-Joseph-Platz. Es ist eines der traditionsreichsten und größten Sprechtheater im deutschsprachigen Raum. Hier kann man auch die Lichtinstallation "Silver Cloud" von Ingo Maurer bewundern, die Innen und Außen verbinden soll – das funktioniert natürlich am besten Abends, bei Dunkelheit.
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Wo gibt es Neuschwanstein-Vibes im Residenzmuseum?
Bei schlechtem Wetter ist natürlich auch das Museum selbst eine gute Idee. Das Antiquarium gilt als einer der größten und schönsten Renaissance Säle nördlich der Alpen. Die grüne Galerie ist ein Highlight bayerischen Rokokos das auch den internationalen Vergleich nicht scheuen muss. Und die Nibelungensäle geben Neuschwanstein-Vibes, für alle die den Weg ins Umland nicht mehr schaffen.Aktuell gibt es sogar eine kleine Ausstellung zu den Wintergärten von König Ludwig II. und seines Vaters Max II. Joseph zu bewundern.