Die Highlights der Queeren Altstadt Free Walking Tour in 2024

Die Highlights der Queeren Altstadt Free Walking Tour in 2024

Die Queere Walking Tour durch die Münchner Altstadt hielt 2024 einige Highlights bereit: Vom überdimensionalen Dackel vor dem Neuen Rathaus, über Tausende Origami-Tauben in der Heilig Geist Kirche bis hin zu ungewöhnlichen Perspektiven auf Bayerns ersten König. Auch Geschichten hinter den Fassaden fanden ihren Platz, wie etwa die Inszenierung der queeren Kultfigur Rudolph Moshammer im Residenztheater, oder die Couture-Ausstellung des schwulen Designer-Duos Viktor & Rolf in der Kunsthalle München. Hier eine zusammenfassende Revue des Jahres die zeigt, wie vielfältig Münchens LGBTQ+ Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben sind.


1. Ein Dackel vor dem Neuen Rathaus

Start der Queeren Free Walking Tour war in diesem Jahr das Neue Rathaus, nicht zuletzt weil hier 1996 europaweit die Erste schwul-lesbische Wählerinitiative einzog und dort bis heute vertreten ist. Im Juli 2024 wurden die Teilnehmer*innen der Tour von einem ganz besonderen Kollegen des Münchner Stadtmarketings begrüßt: Ein überdimensionierter Dackel im Stil eines Icons, mit roter Aids-Schleife. Dieser sollte nicht nur auf den bevorstehenden Welt-AIDS-Kongress, der vom 22. bis 26. Juli in München statt fand einstimmend, sondern auch die rund 15.000 internationalen Teilnehmer*innen willkommen heißen.

Spätestens seit den Olympischen Spielen 1972 ist der Dackel ein wichtiges Symbol und sympathisches Maskottchen für München. Mit seinen viereinhalb Metern Länge und drei Metern Höhe war dieser Dackel auf dem Marienplatz nicht zu übersehen. Diese Art der Sichtbarkeit und des Supports für das Thema Aids ist gerade hinsichtlich der Vergangenheit der Stadt auch heute noch wichtig. Immerhin kam auch der umstrittene Maßnahmenkatalog (1987) zur Bekämpfung der Aids-Krise aus München, der Zwangstests und Absonderung vorsah.

Was es sonst noch im Neuen Rathaus zu erleben gibt erfahrt ihr hier!

2. Tausende Origami-Tauben in der Heilig Geist Kirche

2024 kamen sie nach zehn Jahren Weltreise zurück an ihren Ursprungsort: Rund 2.000 weiße Origami-Papiertauen, die von Hunderten Menschen gefaltet wurden.

Zwischen 2011 und 2020 war Pfarrer Rainer Maria Schießler, der sich auch für die Ehe für Alle offen aussprach, für die Heilig Geist Kirche am Viktualienmarkt verantwortlich. Er hatte die Idee, die Kirche als Raum für die Kunst zu öffnen. 2014 stellte der Münchner Künstler Michael Pendry dann erstmals in dem Gotteshaus seine Kunstinstallation "Les Colombes - Die weißen Tauben" aus. Die Botschaft: Kunst für den Frieden. Die Taube repräsentiert hier also nicht nur den Heiligen Geist, sondern natürlich auch die Friedenstaube.

Im letzten Jahrzehnt wanderten die Tauben dann um die Welt. Sie wurden seitdem vom Berg Zion in Jerusalem bis zur Kathedrale von Salisbury, von New York bis San Francisco, von Mumbai bis Hawaii ausgestellt. Nur um 2024 wieder nach München zurück zu kommen, um ein besonderes Highlight auf der Queeren Free Walking Tour durch die Altstadt zu sein.

Mehr über die Geschichte der Heilig Geist Kirche erfahrt ihr hier!

 

Impressionen der Queeren Free Walking Tour 2024


3. Der verplante König

Dieser Tage versperren Bauplanen die Sicht auf eines der bedeutendsten Freidenkmäler des Klassizismus. Denn mitten auf dem nach ihm benannten Max-Joseph-Platz sitzt der erste König Bayerns, auf einem kühn gewählten, hohen Standort und scheint freundlich zu winken. Allerdings wurde der gesamte Platz 2024 ganz unköniglich zur Baustelle degradiert. So konnte man den Monarchen, der für seine weitreichenden Reformen in Erinnerung bleibt (darunter die Entkriminalisierung homosexueller Handlungen), bei der Queeren Walking Tour nur aus besonderen Perspektiven erblicken.

Grund ist die Umgestaltung des Max-Joseph-Platzes. Weg von grauen, holprigen Isarkieseln, hin zu Grünflächen, Sitzgelegenheiten und blühenden Großsträuchern in Metallgefäßen. So der Plan, angelehnt an historische Entwürfe aus dem Umfeld von Leo von Klenze, der als Hofarchitekt Anfang des 19. Jahrhunderts für die ursprüngliche Gestaltung des Platzes verantwortlich war.

Warum der König keine Krone trägt erfahrt ihr hier!

4. Rudolph Moshammer im Residenztheater

Der von Münchner*innen liebevoll "Mosi" genannte Modezar eröffnete 1968 ganz in der Nähe des Residenztheaters auf der Maximilianstraße die Boutique "Carnaval de Venise". Prominente wie Arnold Schwarzenegger und Thomas Gottschalk zählten zu seiner Kundschaft. Rudolph Moshammer war Paradiesvogel und Kultfigur, Münchner Original und beliebter Talkshowgast. Und Homosexuell, allerdings ungeoutet. So zog er Nachts alleine in seinem Rolls Royce durch die Straßen um den Hauptbahnhof um junge Männer zur Mitfahrt zu überreden. Bei einem dieser Ausflüge kam es am Ende der Nacht zum Streit - wohl um Geld - den Moshammer mit dem Leben bezahlen musste.

2024 bringt das Residenztheater mit "Mosi - the Bavarian Dream" die Geschichte der queeren Kultfigur auf die Theaterbühne. Im Stück kritisiert Autor und Regisseur Alexander Eisenach die verlogene Gesellschaft und rückt gleichzeitig die Schwulenbar, die Modebranche und die Münchner Schickeria ein Stück heran an die eigene Sofagarnitur.

Mehr über das Residenztheater lest ihr hier!


Impressionen der Queeren Free Walking Tour 2024

 

5. Eine Couture-Show in den Fünf Höfen

Nicht viele haben die Möglichkeit eine Couture-Show zu sehen, das wollte das schwule Designer-Duo Viktor & Rolf ändern. Im Sommer 2024 konnte man in München den Kleidern dann sogar viel näher kommen als auf einer Fashion-Show. Und zwar in der Kunsthalle, denn hier wurden rund 100 Stücke, zahlreiche Videos, Skizzen sowie Werke der renommierten Foto-Künstler*innen Andreas Gursky, Ellen von Unwerth und Herb Ritts ausgestellt.

Die Kunsthalle München befindet sich in dem für die Münchner Innenstadt einmaligen Ensemble der Fünf Höfe, durch die wir auch bei der Queeren Free Walking Tour spazieren. Das Museum zählt zu einem der renommiertesten Ausstellungshäusern Deutschlands, wo auch immer wieder queere Künstler*innen ausgestellt werden - zum Beispiel Jean Paul Gaultier, Keith Haring und Erwin Olaf.

Mehr Kunst für LGBTQ+ in München gibt es hier!
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